Ein Tag zum Lernen & Vergessen ...
.... so lautet die Überschrift von Ferdi's Bericht zum German-Cycling-Cup Rennen in Leipzig, bzw. Zwenkau.
Unterm Strich stand aber, anders als man vermuten könnte, ein 19. Platz in der Gesamt- und ein 8. Rang in der Alterskassenwertung zu Buche. Aber eines nach dem anderen ... lest selbst, welche Eindrücke Ferdi von den Neuseen Classics mitgebracht hat !
Eine Woche nach meinem Ost-Debüt in Schleiz, stand heute bereits das zweite Ostrennen auf dem Wettkampfplan - die Neuseen Classics in Zwenkau bei Leipzig.
Das Rennen um die Braunkohle-Abbaugebiete im Süden Leipzigs zählt bereits seit mehreren Jahren zum German Cycling Cup (GCC) und weist einen sehr flachen Kurs auf, der quasi zum Massensprint einlädt. Auf 68 Kilometer ging es um Zwenkau und die umliegenden Seen auf die Strecke zum bereits fünften Lauf des diesjährigen GCC.
Ich ging zwiegespalten in das Rennen, denn einerseits freute ich mich auf meine erste Teilnahme in Zwenkau, andererseits mag ich diese flachen Rennen, bei denen sich der riesige Fahrerpulk nicht durch Anstiege selektiert, überhaupt nicht da die Rennen sehr unruhig und gefährlich sind. Mein Ziel lag daher heute darin, möglichst weit vorne zu landen, um Punkte für die GCC Wertung einzufahren, aber gleichzeitig kein unnötiges Sturzrisiko einzugehen um die Saison bereits vorzeitig beenden zu müssen.
Mein Tag begann bereits um 4.00 Uhr mit Aufstehen und Vorbereitungen für die knapp 3,5 bis 4-stündige Fahrt nach Zwenkau. Eine Übernachtung vor Ort ( wie eigentlich geplant ) war nicht möglich, da sich für den Vortag chinesischer Besuch bei mir angekündigt hatte und ich meinen Gast durch das schöne bayerische Land führte. Nachdem ich mir zudem das Fußball Champions-League Finale im TV anschaute, durfte sich mein Körper mit 4 Stunden Schlaf begnügen - sicherlich nicht die besten Voraussetzungen für ein gutes Rennen. Um 4.30 Uhr ging es los Richtung Zwenkau und wir sollten auch bereits um kurz nach 8.15 Uhr in Zwenkau eintreffen, jedoch benötigten wir fast 1 Stunde (!!!) um aufgrund der gesperrten Straßen, sowie der Informationen der Startunterlagen die Startunterlagenausgabe zu finden. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Kaffee auf.
Bei der Austeilung der Startunterlagen dann der nächste Aufreger: Kabelbinder zum Befestigen der Transponder/ Startnummer am Lenker waren vergriffen und mussten erst wieder neu beschafft werden ! Das habe ich noch nie erlebt und darf ehrlich gesagt bei einer solchen Veranstaltung auch nicht passieren ! Ich machte mich daher vorerst ohne Kabelbinder auf zurück zum Auto, um mein Rad, sowie mich kleidungstechnisch aufs Rennen vorzubereiten.
Nur lief mir die Zeit davon - mittlerweile war es bereits 9.50 Uhr und um 10.15 Uhr erfolgte der Start ! Zum Warmfahren fehlte bisher die Zeit und die sollte auch bis zum Start fehlen ! Nachdem ich mein Rad und mich fürs Rennen vorbereitet hatte, besuchte ich nochmals die Startunterlagenausgabe und erhielt nun tatsächlich meine Kabelbinder und befestigte diese prompt. Von dort aus ging es direkt zum Start in den Startblock, der bereits gnadenlos gefüllt war, sodass ich mich ganz hinten einreihen durfte mit ziemlich schweren Beinen. Doch da musste ich nun eben durch, etwas Mut gab mir die Vorstellung, dass heute keine Berge zu überwinden waren, sodass ein Warm-Up vielleicht gar nicht sooo wichtig war !?
Pünktlich um 10.15 Uhr wurden wir auf die Strecke geschickt und ich benötigte genau 30 Kilometer um mich auf dem unglaublich kurvenreichen, winkligen und Straßentechnisch sehr engen Kurs unter die ersten 10 Fahrer des Feldes vorzuarbeiten. Bis dato hatte ich bereits unzählige Antritte und Lücken zufahren müssen, um mich am Feld zu halten, denn der starke Wind tat neben der von Anfang an sehr hohen Geschwindigkeit sein Übriges, uns Fahrern das Leben schwer zu machen.
Vorne bestimmten die bekannten Teams das Geschehen: Sonosan- Corratec, Drinkuth und Rotz Racing waren dort anzutreffen und ließen auch den ein oder anderen Fahrer attackieren, jedoch ohne dass dahinter wirklich eine Absicht zur Flucht bestand. Ehrlich gesagt verstehe ich bis heute nicht die Taktiken der Mannschaften beim GCC ( mal ausgenommen die Teams auf den langen Distanzen ). Ich bin der Meinung, dass vor allem Corratec wesentlich mehr Akzente setzen könnte, schließlich startet man meist mit bis an die 5 bis 10 starken Fahrer. Jedoch gibt der Erfolg der eingeschlagenen Taktik wohl Recht, auch wenn ich unter Radrennenfahren in der Regel etwas anderes verstehe.
Etwa ab Kilometer 40 wurde das Rennen dann zunehmend hektisch und es mehrten sich die Attacken verschiedener Teams oder Einzelstarter. Infolge dessen wurde das Renngeschehen auch hektischer und unruhiger, was mich dazu verleitete meine Position unter den ersten fünf Fahrer zu suchen, um möglichen Stürzen aus dem Weg zu gehen. Bei Kilometer 50 setzte ich dann auch einem Fahrer des Team Drinkuth hinterher, jedoch ergab sich auch dieser Fahrer sehr schnell wieder ( das übliche Spiel ). Durch die - wie eingangs erwähnte - sehr kurvenreiche Strecke, waren Positionskämpfe permanent im Gange. Und das ein oder andere Mal war ein Sturz nur schwer zu vermeiden. Irgendwann zu diesem Zeitpunkt muss sich ein Fahrer auf und davon gemacht haben, auf jeden Fall sah ich einen Einzelfahrer vor unserem Feld fahren. Kein Fahrer/ Team sah sich im Zwang, die Lücke zu schließen und dem enteilten Fahrer hinterher zu jagen. Somit vergrößerte sich der Abstand schnell der Fahrer blieb jedoch immer im Blickfeld.
Ich erkannte, dass es kein Fahrer eines der größeren Teams war ( weißes Trikot?? ). Die letzten 10 Kilometer wurden nochmals sehr schnell und hektisch. Und bei Kilometer 64 - also 4 Kilometer vor dem Ziel - sah ich meine Chance für eine Attacke gekommen. Kurz zuvor attackierten zwei Fahrer eines Teams ( Team Kuota Chemnitz ) und ich war mir sicher, dass wir zu dritt eine gute Gruppe bilden würden, schließlich sollten sich die beiden ja einig sein ordentlich zu rotieren , um der Flucht eine Chance zu geben oder nicht? Leider nicht !
Kaum hatte ich die Lücke zu gefahren waren sich die beiden Fahrer nicht einig und das Feld, angeschoben von Fahrer des Teams Sonosan Corratec, fuhr die Lücke wieder zu. Und genau in diesem Moment der Wiedervereinigung verspielte ich meine Chancen auf eine Top- Platzierung. Nicht, weil ich unnötig Körner durch die Attacke verbrauchte, sondern weil ich mich bei der Wiedervereinigung so ungeschickt wieder ins Feld einsortierte, dass ich von unzähligen Fahrern eingekesselt wurde.
Die letzten drei Kilometer sollte ich mich ausnahmslos damit beschäftigen irgendwo eine Lücke zu finden, um meine Position für den Sprint zu verbessern, um in Schlagdistanz zu sein. Doch sollte ich dies nicht mehr schaffen ! Verblüfft und fast panisch musste ich feststellen, dass wir am Schild mit der Aufschrift 1.000 Meter vorbei fuhren und ich mich irgendwo eingekesselt vielleicht an fünfzigster Position befand. Eine Lücke tat sich leider nicht auf und somit wusste ich bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es um Schadensbegrenzung ging. Ca. 300 Meter vor dem Ziel konnte ich endlich eine Lücke ausmachen, doch kurz darauf hatte der Sprint um den Sieg bereits begonnen. Ich konnte noch einige Plätze gutmachen, musste mich schlussendlich jedoch mit Platz 19 Gesamt und Platz 8 in der Altersklassenwertung zufrieden geben.
Das Rennen entschied Andre Döbbelt vom Team Sonosan Corratec für sich. Herzlichen Glückwunsch! Mal wieder wie in jedem Rennen dieser Saison war viel mehr drin wenn ich mich taktisch klüger verhalten hätte. Ich muss aus diesen Fehlern weiterhin Lernen, Lernen, Lernen. Aber ich bin mir sicher, dass ich dieses Jahr mindestens einmal ein Rennen ohne taktischen Fehler fahren werde und dann schauen wir mal, was möglich ist !
Das Rennen stellt das Ende meines ersten Wettkampfblocks dar, jetzt geht es noch um den Feinschliff für die Tour Transalp Ende Juni, wenn es endlich in die Alpen geht. Mein nächstes GCC- Rennen wird voraussichtlich Bielefeld Mitte August werden, wenn wir vom Cycling Team Essen, hoffentlich wieder mit einem größeren Team an den Start gehen werden. Ich bin mir sicher, dass unsere Fahrer sehr gut gegen die etablierten, großen Teams im GCC bestehen können !
Ferdi Cam | |
Altersklasse |
Männer |
Platz Altersklasse |
8 |
Platz gesamt |
19 |
Kilometer |
70 |
Zeit gesamt |
1:39:19 Std. |
Schnitt |
41,23 km/h |
In die Wertung kamen ...
905 Fahrer über 70 Kilometer ( 97 Fahrer in der Altersklasse Männer )